IFHOH Konferenz (Internationale Schwerhörigenorganisation, die alle 2 Jahre parallel zur EFHOH-Konferenz tagt)
„Accessibility Removes all Barriers“ (Zugänglichkeit beseitigt alle Barrieren)
Die Tageskonferenz war voll besetzt mit viel Informationen sowie verschiedenen interessanten Vorträgen zum Thema Zugang zur Akustischen Barrierefreiheit. Am Vormittag waren Spezialisten aus dem Gastgeberland Slowenien zu Vorträgen eingeladen und es war interessant zu sehen, dass auch in diesem Land wie in unserem die Zugänglichkeit und Informationswiedergabe punkto „Gehör und Technik“ oft schwierig ist. Insbesondere die Nachbehandlung und Betreuung für Hörgeräteträger und CI Träger ist auch dort noch nicht ausreichend. Hinzu kommt die Schwierigkeit der Betroffenen, sich die für sie bestmögliche Technik, finanziert durch Krankenkassen zu ermöglichen.
Im psychologischen Aspekt der Konferenz wurden wir mit dem Gestalttherapeuten, Psychiater und Mediziner, Viljem Scuka, M.D. bekannt gemacht. Sein Vortrag war charismatisch und es beeindruckte mich, dass er uns auf die Wichtigkeit der Eigenverantwortung in der Gesundheit aufmerksam machte. Gesunde Ernährung, Bewegung und soziale Kontakte sind auch für die Gehörgesundheit besonders wichtig. Die Konferenz was zumeist in Slowenisch mit Simultan Übersetzung in Englisch schriftlich, sowie über Kopfhörer auditiv. Da die erste Sprache Slowenisch war konnte die Induktionsanlage, also die Telespule für nicht slowenisch sprechende Menschen nicht verwendet werden. Leider konnte ich die Kopfhörer, die mir ermöglicht hätten die englische Simultanübersetzung zu hören nicht mit meinem Hörgerät verwenden und war daher auf das Schriftliche angewiesen. Das war anstrengend und etwas mühsam. Da sieht man wie schwierig es ist eine internationale Gruppe akustisch barrierefrei zu bedienen.
Der medizinische Teil der Konferenz war für mich etwas zu fachspezifisch, es ging um medizinische Implikationen der Cochlea Implantation, auch der logopädagogische Aspekt wurde erörtert, jedenfalls wurde über den aktuellen Stand im internationalen Vergleich konferiert.
Teilnehmer der Konferenz waren Menschen aus allen Teilen Europas, der USA, Australien, Afrika und Südamerika. Ich fand es besonders interessant, dass die schwedische Schwerhörigenorganisation mit schwerhörigen Menschen in Bolivien eine Kooperation hat. Die jungen Menschen aus Bolivien sind CI und/oder Hörgeräteträger und sind dabei eine Organisation in ihrem Land aufzubauen. Sie hatten ihre eigenen Übersetzer mit und es war interessant mit ihnen zu plaudern. Neben der recht schwierigen politischen und finanziellen Lage in Bolivien, ist auch die Entwicklung der sozialen Einrichtungen noch auf sehr wackligen Beinen und muss gefördert werden. Aber wir können auch lernen, mit wieviel Energie und Durchsetzungskraft Menschen in anderen Kulturen arbeiten müssen um eine Lebensqualität zu erhalten.
Workshop „Convention of Rights of Persons with disabilities (CRPD) and Sustainable Development Goals (SDG) und der Resolution WHA 70-13
Kommender Weltbericht über das Gesundheitswesen für das Hören, wird ein ein Aufruf an die Entscheidungsträger und die Mitgliedsstaaten sein. Die Vereinten Nationen haben unter dem Abkommen für Rechte von Menschen mit Behinderungen (CRPD) mit dem neuesten Beschluss (WHA 70-13) für folgendes von und für allen Mitgliedstaaten gefordert:
-Sensibilisierung und Aufbau eines politischen Engagements für die Verbreitung von Hörverlust und seine sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen
-Integrationsstrategien für Gehör- und Gehörpflege in Gesundheitssystemen
-Verbesserung der Information über Ohrenkrankheiten und Hörverlust, damit die Entscheidungsträger besser agieren können
-Entwicklung von Humanressourcen für Gehör- und Gehörpflege
-Durchführung von Screening-Programmen
-Zugang zu Hörtechnik ermöglichen
-Entwurf, Anpassung und Umsetzung von Vorschriften zur Bekämpfung ototoxischer Arzneimittel
-Sensibilisierung für lärmbedingte Schwerhörigkeit und Entwurf, Annahme, und Umsetzung von Rechtsvorschriften zur Prävention
Das ist der erste speziell auf Menschen mit Hörverlust zugeschnittene Beschluss in der Konvention für Menschenrechte. Das gibt den europäischen Mitgliederorganisationen die Möglichkeit noch mehr auf unsere Rechte als Schwerhörige zu bestehen. Denn: Wie kann man gute Lebensqualität haben wenn man keinen barrierefreien Zugang hat?
EFHOH Jahreskonferenz (Europäische Schwerhörigenorganisation)
Am nächsten Morgen war dann die EFHOH AGM (Annual General Meeting = Jahreskonferenz). Lidia Best, Vizepräsidentin von EFHOH hat dazu dann dazu eine Tabelle zusammengestellt, wie in verschiedenen Ländern die Krankenkassen die notwendige Hörtechnik vergüten. Noch ist diese Tabelle nicht komplett aber wird uns aber bald in der Endversion vorgestellt. Ein anderer wichtiger Punkt der Konferenz war die Zugänglichkeit von Notfallkontakt für Menschen mit Schwerhörigkeit. Insbesondere dass dieser auch 7 Tage der Woche besetzt werden muss. Marcel Bobeldijk, der EFHOH-Präsident hat darüber gesprochen.
Auch wurden einige neue Vorstandsmitglieder von EFHOH gewählt. Die Positionen zu Wahl diesmal waren die der/s Vizepräsidenten/in und des Boardmitglieds. Lidia Best wurde wieder gewählt und Morton Buan, Präsident der Norwegischen Assoc zum neuen Boardmember. Für diese Position hatte auch ich ich im Namen des ÖSB beworben und unterlag in der Wahl knapp. Wir alle wünschen den neu gewählten Vorstandmitgliedern weitere produktive und positive Zusammenarbeit.
Nach einem kurzen Mittagessen war dann die IFHOH AGM wo Ruth Warwick über die Projekte und Zusammenarbeit mit der UNO und WHO referierte. Dies wurde mit einem kurzen Film, in dem Shelley Chadha, die das WHO Programm für die Prävention von Hörverlust und Menschen mit Hörvelust leitet, ergänzt.
Bei der EFHOH-Konferenz gab es dann auch etwas zu feiern, und zwar den 40. Geburtstag der IFHOH. Eine Torte wurde gebracht und alle gratulierten!
Danach war für mich die Konferenz zu Ende da mein Rückflug für den Nachmittag geplant. Es war ein interessantes und intensives Erlebnis bei dieser Konferenz teilnehmen zu können. Die Motivation auch weiterhin für unsere Rechte als Menschen mit Hörverlust zu kämpfen wurde beim Teilnehmen an den Konferenzen jedenfalls noch untermauert.*