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Österreichischer Schwerhörigenbund
DACHVERBAND

EFHOH Statement zu Telefonspule versus Auracast

Aktuell gibt es wieder Diskussionen, die Telefonspule in Hörsystemen "klein  zu reden", fußend auf einer neuen Bluetooth-Technologieweiterentwicklung namens "Auracast". Die EFHOH gibt dazu eine Erklärung ab, dass das eine das andere aktuell keinesfalls auschließen soll und darf!

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Hier die deutsche Übersetzung des Statements der EFHOH (Europäische Schwerhörigenvereinigung):

Stellungnahme zu Auracast und Telefonspulen
Aufruf zu ausgewogenem Ansatz
Die Europäische Föderation Schwerhöriger (EFHOH) setzt sich für zugängliche Hörhilfetechnologien ein, die Menschen mit Hörverlust die volle Teilnahme am öffentlichen und privaten Leben ermöglichen. Mit der Entwicklung neuer Technologien wie Auracast™ (=Hörtechnologie auf BLUE-TOOTH Basis für Normalhörende, in Entwicklung auch für Menschen mit Hörsystemen) beobachten wir beunruhigende Hinweise, dass Hörschleifen und Telefonspulen, die akustisch barrierefreinen Zugang ermöglichen, nicht mehr benötigt werden, da sie durch neue Systeme ersetzt werden. 

EFHOH fordert einen ausgewogenen Ansatz, der die Förderung beider Technologien integriert, um die Zugänglichkeit in verschiedenen Umgebungen aufrechtzuerhalten.
EFHOH fordert Hersteller von Hörgeräten und Cochlea-Implantaten auf, Telefonspulen in ihren Geräten auf absehbare Zeit verfügbar zu halten. Telefonspulen sind ein wesentlicher Teil des Zugangs zu Hörschleifen und anderen Hörhilfesystemen, die derzeit von Schwerhörigen verwendet werden. Wenn Telefonspulen zu früh entfernt werden, besteht die Gefahr, dass der Zugriff auf bewährte Systeme unterbrochen wird, bevor neuere Technologien wie Auracast™ vollständig integriert und zuverlässig sind.

EFHOH plädiert nachdrücklich für die weitere Integration von Telefonspulen in Hörgeräte und Cochlea-Implantate für mindestens das nächste Jahrzehnt, um den Zugang für alle zu gewährleisten. Auracast™ bietet erweiterte Bluetooth-Konnektivität, sodass Hörgeräteträger personalisierte Audiodaten aus mehreren Quellen streamen können, was die Flexibilität in öffentlichen und privaten Räumen erhöht. Trotz dieser Innovationen bleibt die Telefonspule für viele Benutzer ein wesentliches Zugänglichkeitsmerkmal, da sie in öffentlichen Räumen, die mit Induktionsanlagen ausgestattet sind, klaren & zuverlässigen Klang bietet.
Durch die Kombination beider Lösungen können Schwerhörige ihre vorhandenen Hörtechnologien verwenden, die ihren Bedürfnissen und persönlichen Vorlieben entsprechen, und so Flexibilität und universellen Zugang gewährleisten.
Unsere Position steht im Einklang mit den Grundsätzen der Budapester Erklärung, die während des Weltkongresses 2022 der International Federation of Hard of Hearing People (IFHOH) vorgestellt wurde. Darin wird die Notwendigkeit betont, dass Telefonspulen neben Auracast™ weiterhin verwendet werden müssen, bis die neuere Technologie allgemein verfügbar und voll funktionsfähig ist. 

EFHOH unterstützt die Budapester Erklärung uneingeschränkt und fordert weiterhin, dass Telefonspulen während dieser Übergangsphase in alle Hörgeräte und Cochlea-Implantate integriert werden. Beide Technologien spielen eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung hochwertiger, zugänglicher Audioerlebnisse für schwerhörige Personen in verschiedenen Umgebungen. EFHOH fordert Audiologen und Hörgeräteakustiker auf, beide Lösungen zu nutzen. Wir erinnern die Fachleute daran, dass sie eine entscheidende Rolle dabei spielen, sicherzustellen, dass schwerhörige Personen umfassend über Optionen informiert werden, die den Zugang zu Hörschleifen und Auracast erleichtern. Telefonspulen und Auracast-Funktionen in den Hörgeräten können nebeneinander bestehen und zu mehr Unabhängigkeit und Auswahlmöglichkeiten für Hörgeräte- und Cochlea-Implantat-Nutzer beitragen. Als Hörgeräteakustiker an vorderster Front sind sie Torhüter von Informationen und haben die Verantwortung, ihre Kunden über Telefonspulen und Bluetooth-Funktionen in ihren Geräten zu informieren. Beide Funktionen sollten demonstriert werden, um eine stärkere Akzeptanz zu erreichen. 

Experten, die im September 2024 in Zusammenarbeit mit der International Hearing Loop Manufacturers Association (IHLMA) am Webinar von EFHOH zu unterstützenden Hörsystemen teilnahmen, warnten, dass der Weg zur weit verbreiteten Einführung von Auracast™ mit regulatorischen und technologischen Hindernissen verbunden ist. Die aktuellen europäischen Vorschriften für Funkfrequenzen und medizinische Geräte erhöhen die Herstellungskosten und verlangsamen die Einführung fortschrittlicher Hörtechnologien. 
Darüber hinaus gibt es weit verbreitete Bedenken hinsichtlich der Benutzerakzeptanz, insbesondere bei älteren Menschen, die die Vertrautheit und unkomplizierte Bedienung von Systemen mit Telefonspulen bevorzugen. Experten betonten auch die Bedeutung der Infrastrukturbereitschaft. Die Wirksamkeit von Auracast™ hängt davon ab, dass öffentliche Räume mit der erforderlichen Technologie ausgestattet sind, um es zu unterstützen. Derzeit fehlt diese Infrastruktur an vielen Orten, was die allgemeine Auswirkung von Auracast™ auf die Zugänglichkeit für Personen mit Hörverlust einschränken könnte. 

Die Gewährleistung von Kompatibilität und gleichberechtigtem Zugang ist unerlässlich, damit Benutzer beim Übergang zu neueren Technologien nicht den Zugang zu zuverlässigen Telefonspulenverbindungen verlieren. Bis Auracast™ sein volles Potenzial, seine Kompatibilität und Verfügbarkeit erreicht, vertritt EFHOH die Position, dass die Beibehaltung der Telefonspulenfunktion und die Bereitstellung des Zugangs zu Hörschleifen unerlässlich sind, um den inklusiven Hörzugang in ganz Europa für mindestens die nächsten 10 bis 15 Jahre sicherzustellen. Indem EFHOH der Kompatibilität unterstützender Technologien Priorität einräumt und sich für inklusive Vorschriften einsetzt, möchte das Unternehmen sicherstellen, dass Menschen mit Hörverlust in ihrem täglichen Leben sowohl von aktuellen als auch von neuen Technologien profitieren können. 

Brüssel, 18. Oktober 2024

Über EFHOH
Die Europäische Föderation Schwerhöriger vertritt die Interessen von 59 Millionen Schwerhörigen in Europa. Unser Netzwerk besteht aus nationalen Organisationen für Schwerhörige und Gehörlose. Unsere Vision ist ein Europa, in dem Schwerhörige ohne Barrieren leben und auf allen Ebenen der Gesellschaft teilhaben können.

Original-Statement in englischer Sprache HIER! 

 




*EFHOH/ÖSB-Red.