
Der Österreichische Schwerhörigenbund (ÖSB) setzt sich seit Jahren auch für die akustische Barrierefreiheit des ORF-Angebots ein. Es ist erfreulich, dass der ORF in den letzten Jahren sein Untertitelangebot laufend ausbaut und nun auch im ORF.on Untertitel verfügbar sind.
Im ORF.on fällt uns allerdings auf, dass die Untertiteldarstellung ungeeignet ist. Während man an herkömmlichen Fernsehgeräten die Untertiteldarstellung von der Größe und vom Hintergrund her wählen kann, ist das beim ORF.on Angebot nicht möglich.
Dagegen werden ORF.on Untertitel am PC oder am Smartphone, also wenn die Sendung direkt über das Internet angeschaut wird, mit schwarzer Texthinterlegung und auch in größerer Schrift angezeigt.
Ohne schwarzer Texthinterlegung kann man bei hellen Hintergründen den Untertiteltext – insbesondere aus der Entfernung vom Fernsehsessel aus – nicht lesen.
Es gilt zu bedenken, dass es in Österreich ca. 150.000 hochgradig schwerhörige und ertaubte Menschen gibt, die auf Untertitel angewiesen sind. Von den über 70-Jährigen ist jeder zweite schwerhörig und insbesondere diese Personengruppe konsumiert das Fernsehprogramm nicht am PC oder am Smartphone sondern am Fernsehapparat.
Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, die ORF.on Untertiteldarstellung am Fernsehgerät selbst zu verändern. Eine entsprechende Anleitung würden wir gerne an unsere Zielgruppe verbreiten. Falls nicht bitten wir den ORF, entsprechende Lösungsmöglichkeiten vom Anbieter aus umzusetzen.
Das ist nur eine Facette unseres Forderungskatalogs. Anbei die wichtigsten ÖSB-Forderungen betreffend akustische Barrierefreiheit im ORF zusammengefasst:
Forderungskatalog an den ORF für akustisch barrierefreies Fernsehen und Radio
1. Allgemeines
• Bei Nachrichten und Gesprächsrunden muss der*die Sprecher*in immer sichtbar sein (wegen Mundbild)
• Die Sprechgeschwindigkeit bei Nachrichten und Gesprächsrunden ist häufig deutlich zu hoch und soll reduziert werden.
2. Untertitel
• Farbliche Unterscheidung der Untertitel bei verschiedenen Sprecher*innen
• Bei Einblendung von Sprechernamen sollen die Untertitel nach oben springen und diese nicht überdecken
• Verzögerung Sprecher*innen und Untertitel so gering wie möglich
3. Tonsignal
• Das Tonsignal (Lautstärke) und die Sprachqualität soll bei den Sprecher*innen, Moderator*innen, Berichterstatter*innen etc. gleich sein
• Hintergrundmusik, Nebengeräusche müssen leiser sein
• Werbung nicht mit höherer Lautstärke
• Einstellbarkeit auf klare Sprache bei den Sendern
4. ORF.ON
• Untertitel mit Hintergrund und nicht zu klein
• Auswahlmöglichkeit: Untertitel – Untertitel für Schwerhörige – Untertitel einfache Sprache
• Bei Archivaufnahmen soll die Abspielgeschwindigkeit einstellbar sein (ist dzt. nicht bei allen Sendungen gegeben)
• Farbliche Unterscheidung der Untertitel bei verschiedenen Sprecher*innen
• Bei Einblendung von Sprechernamen sollen die Untertitel nach oben springen und diese nicht überdecken
• KI-erzeugte Texte sind noch nicht optimal (falsche irritierende Begriffe)
• Zeitversetzte Untertitel (manchmal minutenlange Zeitversetzung)
5. Radio
• Das Tonsignal (Lautstärke) und die Sprachqualität soll bei den Sprecher*innen, Moderator*innen, Berichterstatter*innen etc. gleich sein
• Hintergrundmusik, Nebengeräusche müssen leiser sein
• Bei wichtigen Nachrichten (Notfällen, Verkehrsmeldungen etc.) sollen die Meldungen durch einen Signalton angekündigt werden und vollständig ohne Hintergrundgeräusche ausgestrahlt werden
• Werbung nicht mit höherer Lautstärke
• Möglichkeit der Transkription (z.B. Nachlesen der Beiträge)
• Angebot von „Untertiteln“ (Live-Transkripten) auch für Radiosendungen, die online konsumiert werden können: Mitlaufende Texte oder Zugang zu Manuskripten während der Sendung. Im ersten Schritt z.B. Ausbau der Informationen (i) beim Ö1 App.
• Angebot speziell hörfreundlicher Sendungen, d.h. von Sendungen, in denen bewusst langsam (bzw. weniger schnell wie üblich) und deutlich gesprochen wird und beim Sprechen keine Nebengeräusche eingeblendet werden.
*ÖSB-Welter/Fehringer